Dublin 2022-2023 - Als Erzieherin in Irland

Eine Freundin hat mich auf das Programm Erasmus+ aufmerksam gemacht. Sie war so Feuer und Flamme, dass sie mich angesteckt hat. Der Gedanke war aufregend und ich wurde neugierig. Ich wollte unbedingt diese Erfahrung machen, ich wollte Abenteuer und mir selbst beweisen, dass ich ein halbes Jahr ganz alleine im Ausland leben kann. Als ich meiner Familie in meine Pläne eingeweiht habe, waren sie begeistert von dieser Möglichkeit und haben mich unterstützt. Das hat es mir auch sehr dabei geholfen mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sie gaben mit Bestätigung und die Gewissheit aufgefangen zu werden in Situationen, in denen ich nicht weiter wüsste oder Hilfe bräuchte. Auch meine Freunde haben mir liebe und unterstützende Worte mit auf die Reise gegeben. Sowohl zu meinen Freunden, als auch zu meiner Familie hatte ich regelmäßig Kontakt durch Briefe und die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten.

Meinen Aufenthalt habe ich größtenteils alleine geplant. Schon dabei haben sich Herausforderungen gezeigt. Viele Einrichtungen haben meine Bewerbung abgelehnt, einerseits wegen Corona und andererseits, weil sie das Programm Erasmus+ nicht verstanden haben. Des Weiteren war es etwas schwierig eine Unterkunft zu finden, denn in Dublin herrscht gerade eine Wohnkrise und die Zimmer sind entweder sehr teuer oder Mehrbettzimmer, deren Preis auch viel zu hoch ist. Über „Spot a Home“ habe ich doch noch ein WG Zimmer für die sechs Monate gefunden, mit dem ich auch ganz zufrieden war. Ein helles Zimmer mit Schrank, Bett und Schreibtisch. In einem roten Backsteinhaus, das sich in einem kleinen Vorort namens Terenure befand und mit dem Bus 15 bis 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt ist.

Auch während meines Aufenthalts gab es größere und kleiner Herausforderungen: ein Fahrrad anschaffen, eine Maus im Zimmer, im Nationalpark gestrandet, Arztbesuch, ... Aber es hat alles immer irgendwie geklappt und sich zum Guten gewendet. Allerdings habe ich nicht alles alleine bewältigen können, meine Kollegen haben mir in viele Situationen unter die Arme gegriffen, ein Fahrrad bekam ich von der Managerin meiner Einrichtung und als ich krank war und gefragt habe, zu welchem Arzt ich am besten gehen sollte, hat mich eine Kollegin sofort angerufen und gefragt, was los ist und mir angeboten mich zum Arzt/Krankenhaus zu fahren.

Diese wundervollen Kollegen habe ich in der Montessori School Ivy Lane kennen gelernt. Die Schule bestand aus eine Hortbetreuung und aus vier Gruppen für Kinder im Alter von 2-4 Jahren. Ich habe in einer dieser Gruppen mit 16 Kindern und 2 weiteren Teachern gearbeitet. Morgens gab es einen Work-Cycle, in dem mit Montessori Material gearbeitet wurde. Nach dem Mittagessen war Zeit für Freispiel im Raum oder im Garten, wenn das Wetter gut genug war.

Bevor ich nach Irland gegangen bin, hatte ich Angst, dass es die ganze Zeit nur regnen würde, aber tatsächlich hielt es sich in Grenzen. Natürlich wurde man ab und zu von einem Regenschauer überrascht oder durfte den ganzen Tag durch Nieselregen laufen. Aber ich hatte auch wunderschönes Wetter, klaren Himmel und Sonnenschein. Diese Tage habe ich für Ausflüge und Spaziergänge genutzt.

Irland wird nicht umsonst die grüne Insel genannt. Alles ist grün und wegen des Golfstroms wachsen dort sogar Palmen. Beeindruckend sind die hügeligen Landschaften und Küsten, gegen die die Wellen brechen. Es gibt viele Ruinen, Wälder und weite windige Wiesen, die mit Steinmauern durchzogen sind.

Die Hauptstadt Dublin erstreckt sich zwar über einen weiten Raum, aber das Stadtzentrum ist recht klein und hat ein angenehmes Tempo. Auf den belebteren Straßen sieht man die typischen Doppeldeckerbusse, der Fluss Liffey fließt durch Dublin und die Menschen wuseln durch die kleinen Straßen von Temple Bar.

Zudem sind die Iren unglaublich freundlich und hilfsbereit. Das habe ich schon innerhalb des ersten Tages festgestellt: sie haben eine sehr gemütliche und offene Art und wenn man genauso offen auf sie zugeht, lernt man viele Menschen kennen. Besonders frei und feiermütig sind die Iren natürlich in den Pubs mit einem Pint und super Livemusik J

Freunde habe ich auf zwei Wegen getroffen. Einerseits habe ich Bumble Friends genutzt, was sehr gut dafür geeignet ist, um neue Freunde zu finden. Andererseits trifft man Leute auch einfach bei den Dingen, die man gerne macht. In der Rollschuhdisco, beim Wandern oder beim Töpferkurs.

Vor meiner Hinreise hatte ich schon Angst, dass ich die Iren mit ihrem Dialekt nicht verstehen werde, aber ich habe mich mit dem Gedanken beruhigt, dass ich mich schon irgendwie verständigen könnte, mit Google Übersetzer oder mit Händen und Füßen. Als ich dann dort war, war es gar nicht so schlimm wie erwartet. Der Dialekt ist in Dublin nicht so ausgeprägt wie zum Beispiel an der Westküste.

In Ivy Lane war es einfach englisch zu sprechen. Besonders mit den Kindern fiel es mir sehr leicht, weil sie mich akzeptiert haben und mir sogar halfen, wenn mir Worte nicht einfielen oder ich sie falsch aussprach. Auch meine Kollegen hatten eine sehr fehlerfreundliche Haltung und ich konnte einige Redewendungen von ihnen lernen, wie z.B.: Breath in the roses and blow out the candles. Eine Atemübung zur Beruhigung, wenn Kinder weinen. Nach und nach wurde ich immer selbstsicherer und ich konnte immer freier sprechen. Ich glaube mein English und meine Fähigkeit es zu sprechen, hat sich in der Zeit sehr verbessert.

Ein besonders einmaliges und schönes Erlebnis war die Halloween Parade in Trim. Fantasiegestalten liefen durch die Straße, fuhren und schwebten auf architektonischen Gebilden und Musik spielte, wie aus einer anderen Welt. Es hatte etwas so Magisches und ist Teil der irischen Tradition.

Ich kann nur jedem raten, auch zu Samhain (irisch für Halloween) nach Irland zu fahren und dieses wundervolle Spektakel mitzuerleben. Generell empfehle ich jedem, der überlegt ins Ausland zu gehen, es in die Tat umzusetzen. Denn egal ob Irland oder ein anderes Land, es ist eine einmalige Erfahrung, an der man wächst und die man für immer in Erinnerung behält.