Helsinki 2023

Die Fortbildung begann am am 13.2.2023 mit einer kulturellen Annäherung a die finnischen Eigenheiten. Ein typisches Sprichwort für die als wortkarg geltenden Finnen wäre hier: „Reden ist Silber und Schweigen ist Gold“. Uns wurde geschichtlich erläutert, dass es den Finnen früher verboten gewesen sei, Finnisch zu sprechen und sie deshalb kein Interesse an „small talk“ hätten.

Insgesamt waren wir 16 Teilnehmer*innen aus verschiedenen europäischen Ländern, darunter Polen, Ungarn, Frankreich, Irland, Spanien und eine den Kurs selbst zahlende Teilnehmerin aus Brasilien.. Zunächst bekamen wir eine kurze Einführung in die finnische Sprache.

Es gibt kein Gender und keine grammatischen Future. Die Zeit wird mit Wörtern wie morgen, heute, gestern  …angezeigt. Die Sprache wird so gesprochen wie Sie geschrieben wird und es gibt kein „Bitte“. Wir lernten noch einige kurze Sätze und nützliche Vokabeln. Zum gegenseitigen Kennenlernen absolvierten wir „Icebreaker activities“ und gestalteten in Kleingruppen aus Lego die ideale Lehrkraft 2023!

Anschließend präsentierten alle Teilnehmer*innen ihre Schulen. Während der Vorstellung und der gesamten Fortbildung gab es immer Gelegenheit nachzufragen, welche Lernformen, Modelle usw. in den jeweiligen Ländern praktiziert werden. Dies empfand ich als sehr spannend, informativ und bereichernd. Am Nachmittag ging es nach einer kurzen Mittagspause zur Stadtführung. Ein parallellaufender Kurs begleitete uns bei der Stadtführung und es gab Gelegenheit sich über die unterschiedlichen Fortbildungsinhalte auszutauschen.

Am zweiten Tag wurden wir ausführlich in das finnische Erziehungsmodell eingeführt, das auf Gleichheit basiert. Die Schule und der Universitätsbesuch ist kostenfrei, dies soll den sogenannten „dead-ends“ vorbeugen. „Sitzen bleiben“ ist nicht üblich, es kann nur auf besonderen Wunsch das letzte Schuljahr wiederholt werden. Es wird z. B. ein großer Focus aufs Lernen gesetzt und weniger auf das Testen / Klassenarbeiten. Mit dem neuen Curriculum wurde das „Phänomen basierte Lernen“ (PbL) in Finnland eingeführt, mit dem Ziel die Schüler*innen für das Leben vorzubereiten. PbL ist ein lernzentrierter, multidisziplinärer Unterrichtsansatz, der auf der Untersuchung und Lösung von Problemen durch die Lernenden basiert. In unseren Kleingruppen tauschten wir uns angeregt aus und stellten fest, dass es Ähnlichkeiten zu unserem projektbasierten Lernen (dem problemorientierten Lernen und dem forschenden Lernen) gibt.

Am dritten Tag schauten wir uns Videos von neuen Modellschulen an, in denen es flexible Lernplätze gibt und wir exemplarisch Phänomen basierten Unterricht kennen lernen konnten. Unsere Kursleiterin bereicherte unsere Fortbildung mit interessanten Hintergründen aus dem Schulalltag ihres Sohnes.

Wir beschäftigten uns mit dem wichtigen Aspekt des „well-being“ und machten Gruppenspiele dazu. Dazu gab es die Internetseite „Future me“, in der man einen Brief an sich selbst schreiben kann und das Datum eingeben kann, an dem man ihn bekommen möchte.

Am vierten Tag thematisierten wir STEAM – Erziehung. Darunter versteht man die Einbeziehung von Kunst in die MINT- Bildung. Am Beispiel des Projekttextes: „Science, Technologie, Engineering, Arts, and Mathematics Case in Värkäämo: Ecological Living“ dikutierten wir über STEAM Erziehung und die unterschiedlichen Rollen der Lehrkräfte hin zur Lernbegleiterin. Wir diskutierten auch darüber, dass traditionelle Klassenräume der modernen Pädagogik nicht gerecht werden und wie relevant Partizipation in der Planung ist.

Eine Aufgabenstellung beinhaltete mögliche Wünsche  STEAM Erziehung in unseren Unterricht einzubinden. Dies erwies sich als sehr schwierig, da wir alle an unterschiedlichen Schulen unter unterschiedlichen Bedingungen arbeiten.

„When you take technologie and mix it up with art, you always come up with something innovative.“ (Robert Rodrigez, Regisseur.)

 Am fünften Tag entwickelten wir in Kleingruppen einen Phänomen basierten Unterricht und stellten uns diesen gegenseitig vor.

Zum Abschluss sollte jede/r für sich in Form einer Ampel folgende Aspekte und Erkenntnisse für sich notieren.

Rot – Dinge, die ich nicht mehr tun möchte.

Gelb – Wo möchte ich vorsichtiger sein?

Grün – Was möchte ich verändern?

Hervorzuheben wäre hier der große Veränderungswunsch einer ungarischen Lehrkraft, die sich mehr Teamarbeit und Partizipation in ihrer Schule wünscht.

Daraus ergaben sich spannende, pädagogisch wertvolle Gespräche über die eigene pädagogische Arbeit im kulturellen Vergleich.

Am sechsten und letzten Tag der Fortbildung machten wir einen Ausflug zum Sibelius Monument und besuchten die Insel Seurasaari mit ihrem schönen Freilichtmuseum.

Insgesamt konnte ich feststellen, dass ich durch meine Teilnahme ohne Kollegin von der eigenen Schule, wie die anderen Lehrkräfte vor Ort, viel leichter mit den anderen Teilnehmer*innen in Kontakt getreten bin, gute Verbindungen zu anderen Schulen knüpfen konnte und mein Englisch ständig  „in practice“ war.