Zadar 2018

Eine Studierende berichtet:

„Die Weisheit eines Menschen misst man nicht nach seinen Erfahrungen, sondern nach seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen.“ (Gerorge Bernard Shaw – irischer Dramatiker)

Die 6 Monate im Ausland waren geprägt von Höhen und Tiefen. Es gab viele Momente der Euphorie, wie jedoch auch einigen Momenten der Einsamkeit und Ohnmacht.

Rückblickend, war mein Erasmus-Halbjahr in Kroatien in Zadar eine Reise welche mich in meinen Erfahrungen sehr bereichert hat. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, berufliche Einblicke erhalten und meinen Feierabend am Meer verbracht. Ich habe alleine gelebt und war auf mich selbst gestellt. 

Warum bin ich ins Ausland gegangen?

Noch im 1. Jahr der theoretischen Ausbildung erfuhren wir vom Erasmus-Programm, welches uns ermöglicht, das erste Halbe Jahr des Anerkennungsjahres im europäischen Ausland zu absolvieren. Für mich war schon direkt bei der ersten Information unserer Lehrerin klar, dass ich mich für das Programm bewerben möchte. Oft dachte ich noch bevor ich zum Erasmus zugelassen wurde nach, in welches Land ich möchte. Island? Malta? Oder doch Kroatien? Es war eine sehr schwere Entscheidung, jedoch entscheid ich mich für Kroatien. Aus ein paar ganz einfachen Gründen: Meine Eltern kommen aus Kroatien, ich war bisher jeden Sommer und Winter nach Kroatien um die Familie zu besuchen. Ich sah plötzlich in Kroatien die Möglichkeit, meine Wurzeln nachzuverfolgen. Ich habe in Kroatien die Chance gesehen, mich, obwohl ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, mit der kroatischen Kultur näher zu befassen und mich mit ihr zu identifizieren.

Gab es Hindernisse?

Erstaunlicherweise verlief die Organisation meines geplanten Aufenthaltes reibungslos. Ich flog nach Kroatien, genauer gesagt nach Zadar, bekam die Möglichkeit zu einem Vorstellungsgespräch und die Sache lief durch den stetigen E-Mail-Verkehr wie von selbst.

In Zadar selbst wurde es aber während meines Aufenthaltes ab und zu sehr turbulent. Meinem Träger war mein „Status als Berufspraktikantin“ nicht ganz klar und sie verstanden auch die deutsche Ausbildung zu staatlich anerkannten Erzieherin nicht, da in Kroatien ein 5 jähriger Studiengang vorausgesetzt wird. Auch die Lehrerbesuche schienen meinem Träger nicht so bewusst zu sein, sie hatten das Gefühl, alles für mich organisieren und alle Besuche planen zu müssen. Nach einigen Gesprächen konnten diese Missverständnissen geklärt werden.

Wie sah meine Auslandsaufenthalt aus?

Zunächst muss ich einmal sagen, ich hatte eine sehr tolle Anleitung erhalten: Ivana. In meinen Arbeitszeiten war ich immer mit ihr zusammen eingesetzt. Wir waren in der pädagogischen Arbeit sehr interessiert aneinander und tauschten uns täglich über die Entwicklung der Kinder aus. Wir besprachen Angebote und Projekte, die wir gemeinsam planen könnten, sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der pädagogischen Arbeit in Deutschland und in Kroatien. Insgesamt war Ivana eine sehr große Stütze für mich, die mir mit sehr viel Wertschätzung entgegenbrachte und ganz viel Kooperation. Wir führten täglich Absprachen über die Planung des Tagesablaufs mit der Kindergruppe und hatten eine wunderbare Atmosphäre in unserer Gruppe mit 25 Kindern zwischen 4 und 7 Jahren. Ich konnte sehr viel in meinen 6 Monaten aus Kroatien mitnehmen. Ich habe verschiedene Dinge hinterfragt wie zum Beispiel: Warum schlafen Kinder mitten im Raum während andere spielen? Warum löschen die Kinder ihren Durst mit Einwegplastikbechern und werfen diesen direkt nach einem Schluck in den Mülleimer? Viele Dinge schienen mir anfangs fremd und unklar, aber ich hinterfragte stetig. Irgendwann, fing ich auch an zu verstehen.

Welche Orte habe ich besucht?

Ich befand mich hauptsächlich in Zadar, eine kleine Hafenstadt in Norddalmatien in Kroatien mit etwa 70.000 Einwohnern. Ich genoss oft kleine Kaffee-Pausen am Strand. Auch nach Arbeitsschluss ging ich meist ans Meer, ausgestattet mit Buch und Handtuch. Ich habe eine Schiffsfahrt gemacht, mir die kroatischen nicht bewohnten Inseln „Kornati“ angeschaut und an einem verwilderten Strand gebadet. Ich besuchte ganz gerne die Altstadt Zadars. Hier fanden oft an Wochenenden öffentliche Konzerte statt oder es gab Spektakel wie den schönen Weihnachtsmarkt. Wenn mal kein besonderes Ereignis anstand, reichte auch ein kleiner Spaziergang an den Meeresorgeln. Einmal wurde ich auf ein Olivenfeld eingeladen und habe den ganzen Tag Oliven von etwa 60 Bäumen geerntet. Das war ein sehr tolles Erlebnis.

Was bleibt mir in Erinnerung?

Ich kann nur sagen, dass ich die Kinder aus der Gruppe und meine Anleitung Ivana nie vergessen werde. Sie bildeten in Momenten der Einsamkeit den „Sicheren Hafen“ für mich und ich kann wirklich sagen, dass ich froh bin, Ivana und viele andere liebe Menschen kennengelernt zu haben.

Obwohl ich ein Familienmensch bin werde ich auch nicht vergessen wie es ist, ab und zu auch mal auf sich alleine gestellt zu sein. Wie es ist, sich selbst zu verpflegen, sauber zu machen und sich auch in Tagen geplagt von grippalen Infekten selbst zu pflegen. Ich konnte endlich auf mich alleine gestellt sein.

Für meine zukünftige Arbeit, nehme ich definitiv die Liebe und Wertschätzung mit, mit welcher die Erzieher und Erzieherinnen in Kroatien den Kindern gegenübertreten. Kinder werden in keine Schubladen gedrängt und die Kinder werden täglich mit liebevollen Umarmungen begrüßt um ihnen zu zeigen, wie toll und wichtig sie sind.

Mein Fazit:

Rückblickend habe ich eine Bandbreite an Erfahrungen machen dürfen. Ich habe ganz viele tolle Menschen kennengelernt, eine ganz andere Art von pädagogischer Arbeit kennengelernt, ohne Teamsitzung, mit nur kleinem finanziellen Budget und der Fähigkeit, flexibel und kreativ den Kita-Alltag schön zu gestalten. Ich konnte Kroatisch, meine zweite Muttersprache, verbessern. Ich kenne jetzt jede Ecke in Zadar. Ich konnte Freundschaften schließen und werde in Zukunft liebe Menschen besuchen, die wie eine Familie in Zadar für mich sind.